„In der Natur allein ist Schönheit zu finden“

Wieslochs vergessener Landschaftsmaler Carl (Karl) Philipp Steingoetter

Wieslochs vergessener Landschaftsmaler und Portraitist Carl Steingoetter (15.05.1869 – 16.03.1898), ältester Sohn von Anna Steingoetter, geb. Greiff, und Heinrich Steingoetter, wurde nur 29 Jahre alt. Er starb unverheiratet und kinderlos am 16. März 1898, „vormittags um fünf Uhr“ in der chirurgischen Privatklinik von Dr. Georg Schmidt in der Bunsenstraße 14 (Quelle: Sterberegister HD).

Nachkommen seiner Familie gibt es nicht mehr im hiesigen Raum. Was übrig blieb von einem begabten, dem Leben allzu früh entrissenen Künstler ist ein Grabstein auf dem Wieslocher Stadtfriedhof – unter dem Carl Steingoetter nicht einmal wirklich begraben liegt, denn seine letzte Ruhestätte war der „alte Friedhof“ (Schillerpark) im Gewann „­Paradeis“ – und einige Ölgemälde, deren Ausstrahlung sich der Betrachter nicht entziehen kann. Sie zeigen Szenen und Impressionen von Landschaftsausschnitten, von Pflanzen und Gräsern, vom Wild und vom schattigen Buchenwald.

Ferdinand Steingoetter, ein Nachfahre der Familie Steingoetter in Wiesloch, bot 1978 der Stadt Wiesloch Urkunden, Ahnenbilder und einige Ölgemälde von Carl Steingoetter zum Kauf an. Er schrieb an den damaligen Oberbürgermeister Heinz Bettinger: „Ich würde es sehr begrüßen, wenn Wiesloch die Erinnerung an diesen begabten, leider zu früh verstorbenen Mann pflegen würde.“ (Quelle: Stadtarchiv Wiesloch) Wiesloch kaufte die Ahnenbilder und Urkunden an und drei Ölgemälde gingen als testamentarische Schenkung an die Stadt. Die Bilder waren nun Teil des Fundus des städtischen Museums. Im Salon einer Wieslocher Bürgerfamile fanden sich weitere drei Gemälde des Kunstmalers Carl Steingoetter. Gemalt wurden die Werke entweder in Karlsruhe, dem Studien- und Wirkungsort Carls, oder in seinem ungefähr 14 Quadratmeter großen Dachatelier mit übergroßen senkrechten Fenstern zur hinteren Nordseite des Leimbach im Wieslocher Wohnhaus der Steingoetters in der Schwetzinger Straße.
Carl folgte äußerlich den Neigungen seines Vaters Heinrich: Wald und Jagd. Weil er „von Geburt an eine verkürzte Rippe“ (Aussage von F. Steingoetter) hatte, konnte er nur begrenzt körperliche Arbeit verrichten. Im Malen und Zeichnen hatte er die Begabung der hessischen Steingoetter-Linie geerbt. In den Jahren 1888 – 1892 war er ordentlicher Student an der Karlsruher Kunstakademie. Er nannte sich „Kunstmaler“ und schuf wegen seines frühen Todes ein umfänglich nur kleines Werk. Fast alle seine Bilder blieben zunächst im Wieslocher Elternhaus, wurden dann aber nach Heidelberg, Villingen und Bayern verteilt. Viele Bilder, deren Titel man kennt, gelten heute als verschollen.

Mit 19 Jahren hatte Carl sein Studium in Karlsruhe aufgenommen und er beendete es mit 23 Jahren. Vor Studienbeginn leitete Wilhelm Schirmer die Akademie und dessen Schaffen und Stil wirken auch in Carls Bilder weiter. Portrait- und Blumenmalerei unterrichte Ferdinand Keller, man malte „vor der Natur“ (Schirmer-Schule) und Schirmers Schüler Hans Thoma beeinflusste den jungen Wieslocher Künstler stark. Ein weiterer Lehrer Steingoetters war Gustav Schönleber. Zusätzlich bestand ein verwandtschaftlicher Kontakt zu dem Münchener Künstler Paul Thalheimer, der auch Carls Skizzenbücher erbte.